Auf dem Weg zum Himmel

Kantorei bereitet sich auf die Aufführung des Weihnachtsoratoriums am ersten Advent vor


„Jauchzet und frohlocket“: Sandra Ritter-Benecke (Sopran), Eberhard Jacobshagen (Tenor), Astrid Gohlke und Katharina Knoke (beide Alt) freuen sich auf die Aufführung des Weihnachtsoratoriums in der Mönchskirche.

„Wenn Bach nicht im Himmel ist, dann will ich da gar nicht hin“, hatte einst Stardirigent Sir John Eliot Gardiner gesagt. Seine Begeisterung teilen die Mitglieder der Salzwedeler Kantorei, die am ersten Advent das Weihnachtsoratorium, genauer gesagt die Teile I, V und VI, aufführen werden.

 

Es ist ein traumhaft schönes Stück“, sagt Sandra Ritter-Benecke. Sie singt im Sopran der Salzwedeler Kantorei. Katharina Knoke, Astrid Gohlke (beide Alt) und Eberhard Jacobshagen (Tenor) stimmen ihr zu. Nicht nur weil das Weihnachtsoratorium, abgekürzt in der Sängersprache „W O“, gesanglich eine Herausforderung darstellt (Gohlke), es „toll ist, als Einzelner zum großen Ganzen beizutragen (Knoke) oder „für mich ganz wichtig und zeitlos schön ist“ (Jacobshagen), sondern weil es auch „unheimlich reizvoll ist, gemeinsam mit Profis ein Konzert zu gestalten“ (Ritter- Benecke).

Wohl wahr, denn am ersten Advent werden ab 16 Uhr in der Mönchskirche international renommierte Solisten die Salzwedeler Kantorei unterstützen: Zum Beispiel Gesine Adler (Sopran), Susanne Krumbiegel (Alt), Kammersänger Martin Petzold (Tenor) und Gotthold Schwarz (Bass). Mit dabei sind auch Orchester- Mitglieder der Komischen Oper Berlin. Zudem werden 90 bis 100 Sängerinnen und Sänger das Weihnachtsoratorium erklingen lassen.

Bis es allerdings soweit sein wird, stehen noch einige Übungsabende an, bevor dann am 30. November ein paar Stunden vor dem Konzert die Generalprobe mit den Pianisten und Musikern stattfindet. Doch vor der Kür kommt erst einmal die Pflicht. So auch am Montagabend. Es ist eng im Raum. Jede Sängerin, jeder Sänger hat seinen festen Platz, die Noten liegen bereit. Nicht wenige haben angesichts des großen Pensums, das an dem Abend vor ihnen liegt, sicherheitshalber etwas zum Trinken mitgebracht – der Stimme wegen. Noch schnell das eine oder andere nette Begrüßungswort, dann geht es aber auch schon los, der „Chef“ will anfangen.

Matthias Böhlert, seines Zeichens Kirchenmusikdirektor, gibt klare Ansagen, damit jeder weiß, was er oder sie zu tun hat, wann seine Stimme dran ist. „Bitte nicht reden, wir wollen musizieren“, sagt Böhlert. Freundlich, leise, aber bestimmt. Widerspruch kommt dadurch erst gar nicht auf. Immer wieder unterbricht er den Gesang, weist präzise auf kleine Unaufmerksamkeiten hin, fordert beispielsweise eine deutlichere Aussprache und dass die Worte einzeln gesungen und nicht aneinandergereiht werden.

Am Klavier spielt er die Passagen vor, die seiner Meinung besser klingen müssen oder die vermeintlich zu laut oder zu leise gesungen wurden. Dabei macht er dem Chor immer das anstehende Ziel deutlich: „Wir wollen uns heute noch mehr anstrengen als sonst, weil wir es gut machen wollen.“ Und er gibt auch Tipps, wie manch störendes Nebengeräusch abgestellt oder zumindest verringert werden könnte. Durch leises Umblättern beispielsweise oder noch besser: den Text auswendig lernen. Und – wenn möglich – sich nicht nach jedem Ton räuspern. Aber Böhlert, seit 1984 Kirchenmusiker in der Evangelischen Katharinengemeinde und im Kirchenkreis und seit 2004 Kirchenmusikdirektor, lobt auch. „Sopran ist gut, klingt schön.“ „

Er kennt das Stück aus dem Effeff, macht das mit Herzblut, gibt die richtigen Einsätze und fordert den Chor immer wieder“, lobt Tenor Eberhard Jacobshagen seinen Dirigenten. Auch Katharina Knoke, Sandra Ritter-Benecke und Astrid Gohlke macht es „Spaß, bei ihm zu singen, weil er weiß, wie er das Beste aus dem Chor herausholen muss“. Apropos Chor: Die Salzwedeler Kantorei ist nicht nur bei der Besetzung der unterschiedlichen Stimmen ein gemischter Sängerkreis. Seit vielen Jahren singen Frauen und Männer aus Ost und West gemeinsam. Auch darauf kann die Salzwedeler Kantorei stolz sein.

Ohne Fleiß bekanntlich kein Preis: Konzentriert, mit Engagement und vollem Elan proben
momentan die Mitglieder der Salzwedeler Kantorei für das große Konzert am ersten Advent.

Kirchenmusikdirektor Matthias
Böhlert.

Text und Fotos: Arno Zähringer, Volksstimme Salzwedel, 19.11.2014