Verdis „Requiem“ in Salzwedel

einer der großen Höhepunkte des diesjährigen „Altmärkischen Musikfestes“ Samstag, 11. Oktober 2014 – 19.30 Uhr Marienkirche Salzwedel


Solisten:

  • Solvejg Henning (Berlin) – Sopran
  • Susanne Krumbiegel (Leipzig) – Alt
  • Iago Ramos (Magdeburg) – Tenor
  • Egbert Junghanns (Dresden) – Bass

Mitwirkende:

  •  Osterchorsteinway Bremen –
  • Kantorei Salzwedel
  • Mitglieder des Orchesters der Komischen Oper Berlin

Leitung:

  • KMD Matthias Böhlert

Eintrittskarten:

  • zu 15 € (ermäßigt 12 €)

Wo?:

  •  Tourist-Information, Salzwedel
  •  Buchhandlung Weyhe, Salzwedel
  •  Alten Jeetzel-Buchhandlung, Lüchow
  • Abendkasse in der Marienkirche am Konzertag ab 18.30 Uhr

Nach seinem großen Opern-Erfolg der „Aida“ (1871) zog sich Verdi zunächst für einige Zeit zurück. Vier Jahre zuvor hatte der Komponist zum Tode Rossinis zwölf seiner Kollegen eingeladen, eine Totenmesse für den verstorbenen Komponisten zu schreiben, die dann zu dessen einjährigem Todestag (1868) aufgeführt werden sollte; es kam jedoch nie zu dieser gutgemeinten Kooperation.

Verdi hatte allerdings zu diesem Anlass bereits das „Libera me, domine“ geschrieben, das nun zur Keimzelle des neuen Requiems werden sollte, das er 1873/74 zu Ende komponierte. Er hatte es der Stadt Mailand zum Tode von Alessandro Manzoni (1873) angeboten, um damit den hochangesehenen Nationaldichter Italiens zu ehren.

In der Tat wurde das vollständige Requiem zum einjährigen Todestag des Dichters am 22. Mai 1874 in Mailand uraufgeführt – Verdi dirigierte. Neben dem – erweiterten – „Libera me“ gibt es noch einige Passagen, die aus dem früheren Rossini-Projekt stammen, so der a-cappella-Satz „Requiem aeternam“ (Chor und Sopran – Solo), den der Komponist auch zum Eingangschor des Requiems (Introitus) umgestaltete, hier als Chorsatz mit Orchesterbegleitung.

Ein Requiem ist eine Messe für die Verstorbenen. Sein üblicher Titel leitet sich aus den ersten Worten des Eingangs (Introitus) ab: “ Requiem aeternam dona eis, domine“ („Ewige Ruhe schenke ihnen, o Herr“). Der Aufbau orientiert sich an der Struktur der katholischen Messe, ist aber dem Anlass gemäß verändert; es fehlen „Gloria“ und „Credo“, dafür wurde die Sequenz „Dies irae“ (“ Tag des Zorns“) eingefügt. Das Requiem hat folgende Satzfolge: Introitus-Kyrie – Dies irae – Offertorium – Sanctus und Benedictus – Agnus Dei – Communio – Libera me.

Verdi hat das „Libera me“ in Abweichung von der liturgischen Konvention hinzugefügt. Man könnte „Dies irae“ als das Kernstück dieser Totenmesse bezeichnen – mit seinen häufig wiederkehrenden Donnerschlägen, dem wirbelnden Orchester und dem anfänglich fast schreienden Chor.

So wird der letzte Tag zur Schreckensvision, die Angst vor dem jüngsten Gericht ist geradezu panisch. Man hört aus der Ferne die Schreckensfanfaren, die langsam näher kommen und sich zu einem dramatischen Weckruf steigern, der die Toten und Lebendigen vor das Gericht Gottes zitiert.

Dennoch ist Verdis Totenmesse aber immer wieder von leisen und weichen Passagen geprägt, die die Demut der Gläubigen, die Bitte um Gnade in emotionaler, Mitleid erheischender Weise darstellen.

Auffällig ist, dass das Requiem in aller Stille beginnt und in aller Stille endet: Die Vorstellung des Gebets um Gottes Gnade hat so größeren Stellenwert als Angst und Schrecken im Angesicht des Letzten Gerichts. Im Wechselspiel von Lyrik und Dramatik behält die Lyrik leicht die Oberhand. In der Bewertung dieses Requiems schwingt immer wieder der latente oder offene Vorwurf mit, die Musik sei zu opernhaft, zu weltlich, zu manieriert.

Der Komponist und Wagner-Vertraute Hans von Bülow schrieb schon am Tag nach der Uraufführung: „Verdi, der allmächtige Verderber des künstlerischen Geschmacks“ habe seine „neueste Oper in geistlichem Kostüm“ der Öffentlichkeit „ausgesetzt“. (Bülow war übrigens bei der Aufführung gar nicht dabei.)

Verdis Musik ist über diese Kritik längst erhaben. längst anerkannt und weltweit bewundert – und auch Bülow schrieb siebzehn Jahre später in einem offenen Brief an Verdi, er möchte gerne als „reuiger Sünder“ auf Verdi zukommen: „Erhabener Meister, ich bewundere Sie und ich liebe Sie.“

Das Salzwedeler Konzert erinnert an die Aufführungen des „Requiems“ im KZ Theresienstadt vor siebzig Jahren.